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Der Frankfurter Hof am „Na weech“ (Neuen Weg)
An der Stelle, wo heute das altbekannte Gast‑ und Speisehaus „Frankfurter Hof“ steht, verliefen noch vor etwa 150 Jahren (Anm.: also Anfang des 19. Jahrhunderts) in nordsüdlicher Richtung Wall und Graben der alten Vorstadt. Letztere wurde von dem ursprünglichen Stadtkern durch den „Neuen Weg“ (Anm.: Teil der jetzigen Georg‑August‑Zinn‑Straße) getrennt, der bereits Anfang 1600 angelegt wurde, nachdem man Wall und Graben eingeebnet hatte. Der „Neue Weg“, wie er noch heute im Volksmunde heißt, endete am Dieburger Tor. Hier stand das Pfortenhaus und das Wachthaus. Das Pfortenhaus, das über die Straße gebaut war und auf der Stadtmauer stand, wurde 1810 abgebrochen. Das Wachthaus stand zwischen den heutigen Gebäuden „Frankfurter Hof“ und Amtsgericht. Es gehörte der Zent und wurde 1852 der Stadt übereignet.
Erbauung
Das eigentliche „Frankfurter Hofgebäude“ wurde im Jahre 1819 von dem Rechtspraktikanten Joh. Anton Vowinkel erbaut. Es war allerdings viel kleiner als heute und unterschied sich äußerlich auch weitgehend von der jetzigen Ansicht. Im Jahre 1833 erwarb es der Küfer, Bierbrauer und Gasthalter Johannes Magsaam, der eine Brauerei, Brennerei und Herberge darin unterhielt. Hier, wo von altersher ein Aufenthalt der Durchreisenden war, die bei der Wache am Dieburger Tor ihre Pässe vorzeigen und Zoll entrichten mussten, war der gegebene Platz zur Einkehr. Die früheren Pferde‑Omnibusse und Postwagen, wie sie vom Odenwald nach Darmstadt und zurück gingen, hatten hier ihre Haltestellen.
Erwerb durch Peter Hax III.
1879 ging das Anwesen in den Besitz des Sohnes Heinrich Magsaam III.. über, der es jedoch nur 4 Jahre bewirtschaftete und 1882 an Peter Hax VII., „Metzger und Ortsbürger“, verkaufte. Dieser stammte aus der uralten Umstädter Familie Hax und wohnte in dem Hause des Schuhmachers Kurz in der Oberen Marktstraße, der früheren Metzgergasse. Er gab der schon damals beliebten Gaststätte den Namen „Frankfurter Hof“ und gründete die Metzgerei. Im Laufe der Jahre fand dann eine vollständige Umgestaltung des Gebäudes statt. 1904 wurde der freie Platz zwischen „Frankfurter Hof“ und Amtsgericht überbaut und der Laden an der jetzigen Stelle eingerichtet.

1919 nahm der Sohn Heinrich Bernhard Hax das Anwesen. Er baute 1920 den Dachstock mit seinen Gauben zu Fremdenzimmern um. 1925 wurde die Kühlanlage (die erste in Umstadt) eingebaut und 1926 im ehemaligen Kuhstall eine moderne Großküche eingerichtet.
Neugestaltung unter Johannes Eberhardt
Nachdem vor einigen Jahren Herr Johannes Eberhardt durch Heirat Mitbesitzer geworden war, fand nun nach den Gesichtspunkten neuerer Gästewerbung unter der Leitung von Architekt Schneider, Groß‑Umstadt ein großzügiger Umbau der Wirtschaftsräume statt, welcher dieser Tage beendet wurde (Anm,; Vierziger Jahre). Beide Gastzimmer, seither durch einen Flur voneinander getrennt, wurden jetzt räumlich zu einer Einheit, die durch eine Schiebetür jederzeit in zwei Räume abgeteilt werden kann. Ein großes Büffet sorgt für schnelle Abwicklung des Betriebs auch bei größerer Besucherzahl. Die Schreinerarbeiten Büffet wurden von Schreinermeister Adam Nelius gefertigt. Neuen Fußboden, bequeme, eingebaute Sitzbänke und Türen schuf die Schreinerei des Sägewerks Brenner, moderne Warmwasser‑Plattenheizung, das Neueste auf Gebiete der Wärmetechnik, wurde von einer Firma aus Bad‑Nauheim in alle Räume des Hauses verlegt.

Sie wird besonders in kälteren Jahreszeit von Gästen angenehm empfunden werden durch stetig gleichbleibende Wärme. Selbstverständlich lieferte unsere bekannte Kristallkronleuchterfabrik Palme u. Walter formschöne Beleuchtungskörper. Die Polsterarbeiten an den Bänken usw. fertigte Nachbar Joh. Georg Eidmann 2., die Gardinen liefe Modehaus Trippel und Gardinenhaus Spamer, die Weißbinderarbeiten K. Heimer, Hch. Landzettel, die Radioanlage E. Kuß.
Groß Umstadt hat jetzt dem „Frankfurter Hof“ wieder ein modernes Gast‑ u. Speisehaus erhalten, welche sich für den Fremdenverkehr Stadt sich ohne Zweifel günstig auswirken wird. Mit 10 Fremdenzimmern alle mit Heizung und fließendem Wasser, einer gut geführten Metzgerei mit geräumigen Gastzimmern kann der Frankfurter Hof unter der Leitung von Herrn und Frau Eberhardt durch individuelle Behandlung und zuvorkommende Bedienung zu den alten Freunden noch viele neue erwarten.
REM: Veröffentlicht in den dreißiger oder vierziger Jahren im Darmstädter Tageblatt.